Schätze aus der Not


Historischer Fund: 15 große Holzkisten mit Messern

Bei Aufräumarbeiten im Vorfeld einer Umbaumaßnahme in unserem alten Trockenraum für Holzgriffe entdeckten wir vor 20 Jahren insgesamt 15 große Holzkisten mit historischen Produkten unserer Firma, darunter vor allem alte Gemüsemesser aber auch eine Mustersammlung der unterschiedlichsten großen Messer, Gabeln, Taschenmesser, Rasiermesser und -klingen. Die in Vergessenheit geratenen Holzkisten waren hinter und auf unserem großen Trockenofen gestapelt, welcher bereits seit mehreren Jahren nicht mehr in Gebrauch war. Nach unseren Recherchen waren es ursprünglich sogar 28 Kisten. Noch während des Krieges, mit Blick in die Zukunft, wurden diese von Günter Herder nach seiner kriegsverletzungsbedingten Heimkehr und unserem damaligen Lageristen Fritz Henkels gepackt.

Verschlossene Holzkiste Nummer 12


Einblick in eine Holzkiste

Versteck der Kisten

Angesichts des sich ankündigenden Verlustes des Krieges und des fortschreitenden Zerfalls der alltäglichen sozialen Ordnung, hat Günter Herder diese Kisten mühevoll nach und nach vergraben, um sie vor den immer stärker aufkommenden Plünderungen zu sichern und die Messer später im Tausch gegen Lebensmittel nutzen zu können. Er vergrub sie auf dem Betriebsgrundstück in einem Zwei-Kammersystem, ähnlich den Gräbern der ägyptischen Pyramiden: das Wertvolle in der hinteren und das weniger Wertvolle in der vorderen Kammer, damit ein Verlust durch Diebstahl nicht so schwer wiegen würde. Diese vorausschauende Vorgehensweise erwies sich als richtig und erfolgreich. Die Messer der Holzkisten halfen die eigene  Familie und die verbliebenen Mitarbeiter der Firma und ihre Familien vor dem Hunger zu bewahren und stellten zudem den Grundstock für den Wiederaufbau des Unternehmens.


Tauschhandel/Schwarzmarkt - Überleben in der Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit (von 1945-1948) konnte man in den Geschäften nahezu nichts mehr kaufen, so dass der “Supermarkt” der sogenannte Schwarzmarkt war. Hier wurde alles gehandelt, was es zu handeln gab. Also tauschte man Messer gegen Kaffee, Brot, Fleisch und mehr. Ohne diesen Markt und den versteckten Messern hätte diese schwere Zeit nicht überlebt werden können.


Ausgepackte Messer aus einer Kiste

Währungsreform: Es geht bergauf

Der Inhalt dieser Kisten rettete nicht nur Leben, sondern auch die Firma. Mit Inkrafttreten der Währungsreform am 20. Juni 1948 konnte die Windmühle wieder offiziell verkaufen und dies zu angemessenen Preisen. Die Deutsche Mark löste die alte inflationäre Reichsmark ab und jeder Bürger in Deutschland erhielt 40 Deutsche Mark ausgezahlt. Der Handel begann wieder, auch der Verkauf der Messer, vornehmlich auf den Wochenmärkten, denn die meisten Geschäfte in Deutschland waren kriegsgeschädigt.